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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
29. WOCHE - DONNERSTAG

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IM FEUER GOTTES

Jesus teilt den Freunden seine Sehnsucht mit.
Christen als Brennpunkte der Liebe Gottes.
Die heilige Messe.

I. Das Evangelium läßt uns hin und wieder erfahren, wie der Herr mit den Seinen in einem Austausch von Gedanken, von Freuden, Sorgen oder Nöten wie mit engen Freunden verkehrt. Die Worte des heutigen Evangeliums1 - im kleinen Kreis gesprochen, nicht an das Volk gerichtet - verraten eine Sehnsucht, die sehr persönlich und nur unter Freunden mitteilbar ist: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Und dann: Ich muß mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Wenn später der Augenblick naht, in dem diese Sehnsucht sich erfüllen wird, öffnet sich der Herr noch tiefer: Ich habe euch Freunde genannt2. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt3. Die Apostel sind wirklich seine Freunde während der ganzen Zeit seines Wirkens. Und: es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt4. Diese Liebe des menschgewordenen Sohnes Gottes für seine Brüder und Schwestern wird von nun an in der Welt bleiben.

Augustinus sagt über das Feuer, das Jesus auf die Erde bringen will: »Die Menschen, die an ihn glaubten, begannen zu brennen und empfingen die Flamme der Liebe. Dies ist der Grund, weshalb der Heilige Geist in dieser Gestalt erschien, als er über die Apostel herabkam: >Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder< (Apg 2,3). Durch dieses Feuer entzündet, begannen sie, die Welt zu durchwandern und verbrannten mit diesem Feuer die Feinde ringsum. Welche Feinde? Jene Menschen, die den Gott, der sie erschaffen hatte, verlassen hatten und Bilder anbeteten, die sie sich selbst gemacht hatten (...). In ihnen war der Glaube wie unter Stroh zugedeckt. Durch den heiligen Feuerbrand wird das Stroh zu Asche und es leuchtet von neuem das wunderbare Wesen, das Christus erlöst hat.«5

Jetzt sind wir die Träger dieses Feuers Christi, in dem das Unlautere verbrannt und das Gute geläutert wird. Dies soll überall dort geschehen, wo Christen leben: in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Universität oder in einer Fertigungshalle ... Viele kleine, aber ausdauernde Feuerherde können zu einem großen Brand werden. Christen können an vielen Orten der Welt das Feuer entzünden, das Christus auf die Erde gebracht hat; und wenn dieses Feuer von liebenden Menschen geschürt und umhegt wird, dann trotzt es einer eisigen Welt, bringt sie zum Schmelzen und vereint viele kleine Brände zu einem Großbrand.

Aber das Bild des Feuers bedeutet nicht nur Glut und Flammen, sondern auch Licht und Wärme. Was ist damit gemeint? Zuerst natürlich Christus selbst - die Liebe, die in ihm brennt und aufleuchtet. Dann aber auch die Menschen, die sich durch diese Liebe mit Christus verbinden, als Eltern und Kinder in der Familie, als Freunde, Bekannte oder Mitarbeiter. Überall, in einer Schule, einem Büro, einem Sportverein, können kleine Brennpunkte entstehen, die so in der Welt das Feuer der Liebe Gottes präsent werden lassen.

II. Das christliche Apostolat besitzt die Kraft in sich, einen Flächenbrand auszulösen. Jeder Christ, der seinen Glauben ernst nimmt, ist wie ein Brennpunkt, fähig, viele andere Brennpunkte entstehen zu lassen. Jedoch setzt dies voraus, daß er den Rat des Apostels Paulus an die Christen von Philippi beherzigt: Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben Jesu entspricht.6 Dies verlangt »von allen Christen« heißt es in der Enzyklika »Mediator Dei« von Papst Pius XII., »daß sie, soweit dies dem Menschen möglich ist, jene Seelenhaltung in sich herstellen, von der die Seele des göttlichen Erlösers erfüllt war, als er das Opfer seiner selbst vollzog: daß sie also demütige Unterordnung des Geistes, Anbetung der höchsten Majestät Gottes, Ehrung, Lobpreis und Danksagung erzeigen.«7

Wie können wir das Feuer, das in Christus brennt, in uns entfachen? Durch jede Begegnung mit ihm. Heute wollen wir einen Moment beim Meßopfer verweilen. In der heiligen Messe bringt der Christ sich und seine Werke, seine apostolischen Bemühungen, seine Freuden und Nöte, kurzum alles Gott dar. Und der Herr gibt sich uns. Es wird so leicht, wie er zu denken, zu fühlen, zu handeln und den vielen Menschen, die wie Schafe sind, die keinen Hirten haben8, dafür die Augen zu öffnen.

Die Teilnahme am heiligen Meßopfer stellt uns in den Strom der göttlichen Liebe, der sich durch uns in die alltäglichen Angelegenheiten unseres irdischen Daseins ergießen soll. Sie werden geheiligt und gewürdigt, dem Vater durch den Sohn dargebracht zu werden. Besonders unser apostolisches Wirken ist in der heiligen Messe verankert, das ja nichts anderes ist als die Weitergabe des Erlösungswerkes Jesu Christi durch die Zeit. »Wir dürfen nicht vergessen, daß er auf die Erde gekommen ist, um die ganze Welt zu erlösen: Er will, daß alle Menschen gerettet werden (1 Tim 2,4). Es gibt keine Seele, die Christus gleichgültig wäre; für jede einzelne hat er den Preis seines Blutes bezahlt (vgl. 1 Petr 1,18-19).«9

Am Ende des heiligen Opfers erinnert uns das Ite, missa est! daran, daß wir auf die Welt, die Menschen in ihr, zugehen sollen. Wir sind gesandt. Die heilige Messe »ist neutestamentlicher Nachfolger des alttestamentlichen Paschamahles. Da hieß es, man solle es eilend, stehenden Fußes, den Wanderstab in den Händen verzehren (Ex 12,11). Es war ja Opfermahl vor dem Aufbruch aus dem >Sklavenhaus Ägyptens< in das Gelobte Land. So ist auch die Messe Mahl aus dem Opfer des Lammes. Dieses Mahl stärkt für den Aufbruch aus dem >Sklavenhaus< unseres Alltags, unserer >Fleischtöpfe Ägyptens<, unseres Frondienstes, unserer Selbstbezogenheit. Der Aufbruch vollzieht sich nach dem Mahl. Der heilige Dienst ruht nicht in sich selber, sondern ist Missa, hingeordnet auf die Sendung, die uns durch die Welt ziehen läßt, um sie nicht nur zu durchwandern, sondern zum gelobten Land Gottes gestalten zu helfen.«10

III. Der Herr will Feuer auf die Erde werfen, er will die Brücke der Liebe zwischen Gott und den Menschen schlagen. Wir sehen die heilige Messe als die fortwährende Aktualisierung dieser Sehnsucht. »Die Messe ist nicht nur ein Gebetswert, nicht nur eine stille Gottesbegegnung. Sie ist ein Ereignis. Jedesmal von neuem schlägt sie die Brücke zwischen Mensch und Gott. Sie schließt das Bündnis zwischen Gott und Mensch.«11

Im Alten Testament werden die großen Begegnungen, bei denen Gott und Mensch einen Bund schließen, immer von machtvollen Zeichen wie Feuer und Rauch begleitet. Der Römische Kanon erwähnt das Opfer Abrahams12. »Der Patriarch wird aufgefordert, verschiedene Tiere zu schlachten, sie je in zwei Hälften zu teilen. Sie werden so hingelegt, daß eine Gasse zwischen den Teilen entsteht. In nächtlichem Gesicht schaut Abraham, wie Rauch und Feuer durch die Straße zwischen den Opfertieren hindurchgehen. Das Opfer ist angenommen. Gott durchdringt die Opfergaben. So will er mit Abraham sein und ihn durchdringen, der die Opfergaben schenkt.«13

Bei der Teilnahme an der heiligen Messe teilen wir das Brot des Lebens und den Kelch des Heiles mit unseren Brüdern und Schwestern im Glauben. »Es ist eine grundlegende Wahrheit, nicht nur lehrmäßiger, sondern auch existentieller Natur, daß die Eucharistie die Kirche aufbaut; sie baut diese auf als die wahre Gemeinschaft des Volkes Gottes, als Versammlung der Gläubigen, die von demselben Merkmal der Einheit gekennzeichnet ist, das schon die Apostel und ersten Jünger des Herrn ausgezeichnet hat. Die Eucharistie baut immer wieder neu diese Gemeinschaft und Einheit auf; sie baut diese stets auf und erneuert sie in der Kraft des Opfers Christi, weil sie seines Todes am Kreuze gedenkt, durch dessen Preis wir von ihm erlöst worden sind.«14

Die heilige Messe ist ein existentieller Vorgang, in dem unser Beten über das Eigene hinausgeht und zum Beten Christi wird, das alle Menschen umfaßt: alle, die hier versammelt sind, deine heilige katholische Kirche15, alle Menschen, die mit lauterem Herzen dich suchen16, unsere Brüder und Schwestern, die entschlafen sind in der Hoffnung, daß sie auferstehen17. Die liturgischen Texte weiten das Herz, sie lassen uns die Universalität spüren, von der unser Herr sprach.

»Wenn wir die heilige Messe wirklich mitfeiern, wie sollten wir dann nicht den Rest des Tages in Gedanken beim Herrn verharren, mit dem Wunsch, seine Gegenwart nicht zu verlieren: zu arbeiten, wie er arbeitete; zu lieben, wie er liebte? Wir lernen dann, dem Herrn für die liebevolle Aufmerksamkeit zu danken, daß er seine Gegenwart nicht auf den Augenblick des heiligen Opfers begrenzen wollte, sondern in der heiligen Hostie zugegen bleibt, die im Tabernakel aufbewahrt wird.«18

Als Jesus die Worte vom Feuer sprach, sprach er als Freund zu Freunden. Heute spricht er zu uns, wenn wir an seinem Opfer teilhaben oder ihn, anwesend im Tabernakel, anbeten: »Für mich ist der Tabernakel immer Betanien gewesen: dieser ruhige und einladende Ort, wo Christus weilt und wo wir mit ihm einfach und ungezwungen wie seine Freunde von damals, Martha, Maria und Lazarus, alles besprechen können: unsere Sorgen und Schmerzen, unsere Erwartungen und Freuden.«19

12,49. - vgl. 15,15. - 15,9. - 15,13. - Augustinus, Erklärung der Psalmen, 96,6. - 2,5. - Pius XII., Enz. Mediator Dei, 2,2. - 9,36. - J.Escrivá, Freunde Gottes, 256. - T.Schnitzler, Was die Messe bedeutet, Freiburg 1976, S.41. - ebd., S.31. - 15,9-18. - T.Schnitzler, Was die Messe bedeutet, Freiburg 1976, S.31-32. - Johannes Paul II., Enz. Redemptor hominis, 20. - vgl. I.Hochgebet. - vgl. IV.Hochgebet. - vgl. II.Hochgebet. - J.Escrivá, Christus begegnen, 154. - ebd.

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