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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
28. WOCHE - MITTWOCH

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DIE VERSUCHUNG UND DAS BÖSE

Die Versuchung als Gelegenheit, Gott bewußter zu lieben.
Der Herrscher dieser Welt und seine Helfer.
Zuversicht und Wachsamkeit.

I. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, lautet die letzte Bitte des Vaterunser.

Nachdem wir den Herrn gebeten haben, er möge uns die Sünden vergeben, bitten wir ihn dann um seine Hilfe, damit wir ihn nicht mehr beleidigen und im Kampfe bestehen. Mit Worten des heiligen Kirchenvaters Petrus Chrysologus: »Bitten wir ihn, er möge uns nicht uns selbst überlassen, sondern uns mit väterlicher Güte leiten und uns mit himmlischer Sanftmut auf den Weg zum Leben führen. Erlöse uns von dem Bösen. Von welchem Bösen? Vom Teufel, der Ursprung alles Bösen ist.«1

Wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern (...) gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister. Papst Johannes Paul II. griff diese Worte des Apostels Paulus an die Christen in Ephesus bei der Seligsprechung von Pater Rupert Mayer in München auf: »Es gibt Zeiten, in denen die Existenz des Bösen unter den Menschen in der Welt in einer besonderen Weise in Erscheinung tritt. Dann wird noch offenkundiger, daß die Mächte der Finsternis, die in den Menschen und durch die Menschen wirken, größer sind als der Mensch. Sie übersteigen ihn, sie kommen von außen über ihn. Der heutige Mensch scheint dieses Problem fast nicht sehen zu wollen. Er tut alles, um die Existenz jener >Beherrscher dieser finsteren Welt<, jene >listigen Anschläge des Teufels<, von denen der Epheserbrief spricht, aus dem allgemeinen Bewußtsein zu verbannen. Dennoch gibt es solche Zeiten in der Geschichte, in denen diese - nur widerwillig angenommene - Wahrheit der Offenbarung und des christlichen Glaubens ihre volle Ausdruckskraft und fast handgreifliche Bestätigung findet.«3

Jesus wurde versucht. Er ließ dies zu, damit wir auch hierin auf ihn schauen können: Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat. Versuchungen werden immer unseren Weg begleiten. Sie können uns auch zu Zeiten bedrängen, da wir die Entschlossenheit zur Nachfolge besonders tief empfinden. Die Taufgnade wird durch unser Ja zum Willen Gottes, der sich in inneren Regungen und Eingebungen kundtut, immer fester in uns verankert; dennoch wird sie bis zu unserem letzten Atemzug der Bedrohung des Bösen ausgesetzt bleiben. Aber Gott ist treu; er wird nicht zulassen, daß ihr über eure Kräfte hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, so daß ihr sie bestehen könnt5

 Mitten in unserer Gefährdung erfahren wir also eine Sicherheit, die nur von Gott kommen kann. Wir wissen, daß wir siegen können, aber ebenso wissen wir, daß wir klug und wachsam sein müssen, indem wir die Gelegenheiten zur Sünde meiden und uns um die nötigen Hilfen bemühen. Im Katechismus des Konzils von Trient heißt es: »Wenn aber einer die Entschuldigung bringt, er sei durch die Schwäche seiner Natur gehindert, Gott zu lieben, so ist er zu belehren, daß Gott, welcher die Liebe verlangt, die Kraft der Liebe dem Herzen einpflanzt ( 5,5) durch seinen Heiligen Geist; dieser gute Geist aber wird denen gegeben, welche den himmlischen Vater darum bitten (vgl. 9,13). Deshalb betet der heilige Augustinus: >Gib, was du forderst, und fordere, was du willst<. Weil uns also Gottes Hilfe stets nahe ist, (...) braucht sich niemand durch die Schwierigkeit der Sache zurückschrecken zu lassen; denn dem Liebenden ist nichts schwer.«6

Weder die Vermessenheit des Übermütigen noch die Beklommenheit des Verzagten geben uns Halt, nur die gelassene Art der Kinder Gottes: »Werde nicht unruhig, wenn du bei der Betrachtung der Herrlichkeit des übernatürlichen Lebens jene andere Stimme vernimmst - tiefinnen, einschmeichelnd -, die des alten Menschen.

Das ist der >todbringende Leib<, der nach seinen verlorenen Rechten ruft ... Die Gnade genügt dir. Sei treu und du siegst.«7

II. Versuchen bedeutet Testen, Prüfen. Durch die Versuchung wird die Tugend auf die Probe gestellt, die Beständigkeit im Guten erprobt, die Treue gefestigt. Die Geschichte Abrahams zeigt, wie Gott einen Menschen prüfen kann und ihn dadurch seine Standhaftigkeit erfahren läßt.

Die Versuchung ist in sich nicht schlecht, eher ist sie eine Gelegenheit, unsere Liebe zu Gott unter Beweis zu stellen und - wachsend an Gnade und Tugenden - die Entscheidung für ihn bewußter zu treffen: Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt hat, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben.9

Aber Versuchung bedeutet auch, daß Menschen und Dinge nicht nur Prüfstein unserer Gottbezogenheit sind, sondern zu Stolpersteinen auf unserem Weg zu Gott werden können. Sie können uns zu Fall bringen, weil unsere Natur durch die Ursünde geschwächt und wund ist.

»Gegen das gesamte Zeugnis der Schöpfung und der mit ihr verbundenen Heilsökonomie ist der Geist der Finsternis (vgl. 6,12; 22,53) dazu fähig, Gott als Feind seines eigenen Geschöpfes hinzustellen und vor allem als Feind des Menschen, als Quelle von Gefahr und Bedrohung für den Menschen. Auf diese Weise wird vom Satan in die Seele des Menschen der Keim des Widerstandes gegen den eingepflanzt, der als Feind des Menschen >von Anbeginn< betrachtet werden soll - und nicht als Vater. Der Mensch wird herausgefordert, der Gegner Gottes zu werden!«10 Der Apostel Petrus ermahnt uns: Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann.11

Wenn Jesus vom Teufel als dem Herrscher dieser Welt spricht, erinnert er uns daran, daß Gottes Schöpfung auch zur Versuchung werden kann. Denn der Teufel will uns anstiften, den Gebrauch des Geschaffenen vom Willen des Schöpfers zu trennen. erscheint dann als autonom. Der Mensch wird taub für die Eingebungen Gottes und versessen auf materielle Güter oder irdische Genüße. Eigensucht, Eitelkeit, Wohlstand, Geld und Lust haben dann das Sagen. Christliche Verhaltensweisen - Loslösung, Zucht und Maß, Askese - erscheinen als Torheit.

Und doch erfahren wir nicht selten die Versuchung wie einen Lichtstrahl, der urplötzlich seelische Tiefen erleuchtet - dunkle Winkel wie unerkannte Heilsquellen. Sie enthüllt Schichten, die uns kaum bewußt waren: verborgenen Neid, schwelende Besitzgier, animalischen Sinnengenuß, vergiftenden Hochmut ... Aber ebenso setzt die Versuchung Kräfte frei, die wir nicht ahnten: die Fähigkeit, Opfer zu bringen, den Willen, anständig zu sein, die Bereitschaft, aus Liebe zu Gott irdische Nachteile in Kauf zu nehmen. Wir erfahren unsere Schwäche und unsere Stärke. Wir lernen, unsere Mitmenschen und ihre inneren Kämpfe zu verstehen. Das Nein zu einer Versuchung gegen den Glauben läßt uns im Glauben wachsen; der Widerstand gegen den Wunsch, sich an übler Nachrede zu beteiligen, festigt den Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit.

III. Im Kampf gegen die Versuchung erfahren wir, daß wir aus uns nichts vermögen. Wir entdecken dann sehr hautnah die Notwendigkeit des Gebetes und verlassen uns auf das Wort des Herrn: Habt Mut: Ich habe die Welt besiegt. Mit dem Apostel Paulus sagen wir: Omnia possum in eo qui me confortat - Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt Denn: Dominus illuminatio mea et salus mea, quem timebo? - Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? (...) Mag ein Heer mich belagern: Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht.15

Die Zuversicht ersetzt natürlich die nötige Wachsamkeit nicht, die ihre Kraft aus den regelmäßigen Zeiten des Gebetes erhält - unabhängig davon, ob wir in Not sind oder nicht. Sie schützt uns vor der Lauheit, dem Nährboden vieler Versuchungen. Askese, Verzicht, Opfer halten uns wach und erleichtern es uns, selbst scheinbar harmlose Gelegenheiten zur Sünde entschlossen zu fliehen. Entschiedener Arbeitswille und das Ernstnehmen unserer Pflichten können uns die Versuchung vom Leibe halten, denn dadurch wachsen wir an Beständigkeit. In der »Nachfolge Christi« des Thomas von Kempen heißt es: »Die Unbeständigkeit des Menschen und sein geringes Gottvertrauen sind der Anfang und der Ursprung aller Versuchungen zum Bösen. Denn wie ein Schiff ohne Steuermann von den Wellen hin und her getrieben wird, so wird ein schwacher Mensch, der seinen Vorsatz aufgegeben und das Vertrauen zu Gott verloren hat, von allerlei Versuchungen hin und her geworfen.«16

Wir verlassen uns auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau, die wir als »Zuflucht der Sünder« anrufen, und auf die mächtige Hilfe der heiligen Engel, die nach dem Willen Gottes unsere Beschützer in der Not sind: Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt17

Petrus Chrysologus, 67. - 6,10-12. - Johannes Paul II., Ansprache in München, 3.5.1987. - 4,15. - 10,13. - Der römische Katechismus, III,1,7. - J.Escrivá, , Nr.707. - vgl. 22,1-9. - 1,12. - Johannes Paul II., Enz. Dominum et vivificantem, 38. - 5,8. - 12,31;14,30;16,11. - 16,33. - 4,13. - 27,1.3. - Thomas von Kempen, Nachfolge Christi, I,13,5. - 91,11-12.

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