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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
27. WOCHE - FREITAG

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DER WILLE GOTTES

Gottes Wille und unser Wille.
In der Übereinstimmung mit Gottes Willen liegt unser Glück.
Den Willen Gottes nicht nur tun, ihn lieben.

I. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. In der dritten Bitte des Vaterunser sagen wir dem Herrn, daß auch wir - - seinen heiligen Willen erfüllen wollen wie die Heiligen . Deren Gebet ist reinste Anbetung in der Gottesschau. Unser Gebet hingegen vollzieht sich in Glaube und Hoffnung, weil wir noch nicht sehen und noch nicht besitzen.

»Wir wissen nicht, ob das, worum wir in der Not bitten, gut ist. Wir wissen nicht, ob die Richtung, die wir einer Situation geben möchten, zum Rechten führt. Unser Leben gleicht nicht der Arbeit eines Kaufmanns oder eines Baumeisters, die ihre Pläne machen und danach handeln. Nur zu einem Teil kommt es aus dem, was wir sehen und verstehen; zum anderen und größeren aus dem Geheimnis Gottes. Dahinein geht die Bitte; so muß sie bereit sein, zu empfangen, was von dorther richtig ist.«1

Wer sein Beten so ausrichtet, gerät nicht in die Gefahr, seinen eigenen Willen zum Willen Gottes machen zu wollen. Über sie lesen wir im Jakobusbrief: Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet.

Aber ist die Bitte Dein Wille geschehe nicht zu riskant? Was, wenn sein Wille uns ins Verhängnis stürzt? Doch wir wissen: keiner will unser Wohl und unser Glück mehr als der Herr. »Gott erhört jedes Gebet in einer all unser Hoffen übertreffenden Weise. Wenn er deshalb ein Gebet nicht in der Weise erhört, wie wir es wünschen, dann deshalb, weil dieser Wunsch noch nicht unserem wahren Besten entspricht. Der heilige Augustinus drückt diesen Gedanken so aus: >Gut ist Gott, der oftmals nicht gibt, was wir wollen, auf daß er uns gebe, was wir lieber wollen sollten.«3

Manches, was uns beim ersten Erwägen wie ein Unglück vorkommt, zeigt sich im Gebet in der umfassenderen Perspektive des Glaubens. Das vermeintliche Unglück, das sich im Kontext unseres Lebens wie ein dunkler Pinselstrich ausnimmt, erkennen wir als Teil eines Ganzen, wie Schatten in einem Gemälde, der das Licht und die Farben zur Wirkung bringt. Können wir uns nicht darauf verlassen, daß Gott weiser ist als wir? Reicht seine Liebe nicht tiefer als die unsrige? Wenn wir um Brot bitten, wird er uns dann Steine geben? Ist er nicht unser Vater? Hat er uns nicht gesagt, wir sollen so beten: Abba, Vater?

Lassen wir uns von all dem erfassen - denn auch das ist Gebet: still sein vor Gott -, dann entsteht ein Klima des Vertrauens und der Liebe: Herr, wenn dies für mich gut ist, dann gib es mir. Man hat gesagt, das Hauptziel des Gebetes sei nicht, dieses oder jenes zu erreichen, sondern uns zu verwandeln, damit wir freudig wie Christus sagen können: Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.

»Gott weiß mehr als wir«. Das Verhalten Christi im Evangelium zeugt davon. Maria von Betanien hatte ihn gebeten, unverzüglich zu ihrem Bruder Lazarus zu kommen, der im Sterben lag. Aber Jesus folgte ihrer Bitte nicht - er verweigerte die ersehnte Heilung, weil er ihn vom Tode auferwecken wollte.

Gott ist der Wissende, wir sind die Unwissenden, Gott sieht das Ganze, wir nur einen Ausschnitt, Gott erfaßt das Heute mit unserem Gestern und unserem Morgen, wir nur den flüchtigen Augenblick. Unser Gebet soll nicht sein: Gott möge dies oder jenes wollen, sondern er möge uns Licht und Kraft schenken, damit wir seinen Willen erkennen und tun. Dies ist nicht resignierte Kapitulation vor einem Stärkeren, sondern vertrauensvolles sich dem Schöpfer und Erlöser Überantworten. Dadurch entdecken wir die wahre Größe des Menschen, seine Gotteskindschaft.

II. Dein Wille geschehe ... »Dieser Gotteswille geht auf das Kommen des Reiches und das Werden der neuen Welt; so bittet der Mensch, der mit Gott im Einvernehmen der gleichen Sorge steht, sein Wille möge sich erfüllen, und nicht nur im allgemeinen Gang der Geschichte, sondern dort, wo er ihn angeht, im eigenen Leben«4. Wie leicht ist diese Bitte, wenn das eigene Wollen und der Wille Gottes übereinstimmen ... Oft genug ist es jedoch nicht so. Dann bedarf das eigene Ich der Läuterung. Denn auch bei der Verfolgung von guten Zwecken neigt unser Wille dazu, sich selbst als Mitte zu verstehen - während doch Gott die Mitte sein soll. Wir erinnern uns an die Worte des Propheten: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege5

Wie oft lehrte der Herr im Evangelium, daß der sichere Weg zum Heil ein rückhaltloses Ja zum Willen Gottes ist! Einmal drängen ihn die Apostel zum Essen, denn sie haben im Nachbardorf Lebensmittel besorgt: Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen, ist die Reaktion Jesu. Versuchen wir allen Ernstes, uns diese Worte des Herrn zu eigen zu machen?

Dem Herrn geht es um den Willen dessen, der mich gesandt hat. Können wir, die wir an seiner Sendung teilhaben, ihm aufrichtig sagen: Herr, ich möchte mich nicht nach dem richten, was mir liegt, sondern nach dem, was ich als deinen Willen erkenne - mag es auch noch so mühsam sein?

Gerade in einer Situation, die uns gar nicht einleuchten will, erfassen wir, was es heißt: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. Nicht, was ich will, sondern was du willst, Herr.

Die Apostel haben in ihrer Verkündigung das weitergegeben, was sie von ihrem Meister gelernt hatten: Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt, denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter. Das wahre Glück des Geschöpfes liegt in der Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen, denn Gott will uns auch hier auf Erden glücklich - jedoch nicht immer so, wie wir es gern hätten.

Unser Ziel soll deshalb sein, immer das zu tun, was Gott von uns erwartet - im Großen wie im Kleinen. Wir verwirklichen unsere Freiheit, indem wir uns den Willen Gottes zu eigen machen. Jede Tat - groß oder klein - ist dann eine Tat der Liebe.

III. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.

»Soll diese Bitte ernst sein, dann muß sie zugleich bedeuten, daß der Betende sich diesem heiligen Geschehen zur Verfügung stellt: sich bereit macht, zu tun, was er an seiner Stelle dafür tun soll, und auf sich nimmt, was mit jener Verwirklichung verbunden ist, auch wenn es schwer ist. Der Wille Gottes über sein Reich verwirklicht sich nicht so, wie der über das Kreisen der Gestirne und das Wachstum der Bäume. Das ist den Naturgesetzen anvertraut, das Werden des Gottesreiches hingegen vollzieht sich im Raum der Freiheit. So muß der Mensch es wollen; jeweils der, den es angeht, also jener, der da betet.«11

Bäume und Gestirne können nicht Gottes Willen lieben. Wir Menschen können es. Wir sind in der Lage, auf eine schwierige Situation liebend zu reagieren: »Du willst es, Herr? Dann will ich es auch!= 12 Manchmal werden wir dieses Wort bei einer auáerordentlichen Heimsuchung sprechen - wie etwa beim Tod eines Menschen, der uns viel bedeutete. Meistens jedoch wird es sich um immer wiederkehrende Situationen handeln: Altersgebrechen, die uns zu schaffen achen, berufliche Vorstellungen, die sich nicht verwirklichen lassen, Unzulänglichkeiten am Arbeitsplatz, Mißverständnisse, Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen, die uns jeden Tag begegnen...

So finden wir zu der Haltung, die die heilige Theresia von Avila in einem ihrer Gedichte beschreibt: »Gib mir den Tod - gib mir das Leben! Gesundheit oder Siechtum gib! Ehre und Schmach sind mit gleich lieb. Laß Krieg, laß Frieden mich umgeben; wolle mich werfen oder heben - zu allem sag' ich ja vor dir. Befiehl! Was soll geschehen mit mir?«12

Ja sagen zum Willen Gottes ist oft ein Ja zum Kreuz. Josemaría Escrivá schreibt: »Du hast zu mir gesagt: Vater, es geht mir schlecht.

Ich habe dir leise geantwortet: Nimm nur ein wenig von diesem Kreuz, nur einen kleinen Span davon, auf deine Schulter. Und sollte dir nicht einmal das gelingen ..., dann laß es ganz auf Jesu starken Schultern. Und sprich schon jetzt mit mir: >Herr, mein Gott: In deine Hände lege ich das Vergangene, das Gegenwärtige und das Zukünftige, das Kleine und das Große, das Wenige und das Viele, das Zeitliche und das Ewige.<

Und dann sei ganz beruhigt.«14

Der heilige Paulus gibt diese Erfahrung des inneren Friedens wider, wenn er an die Korinther schreibt: Trotz all unserer Not bin ich von Trost erfüllt und ströme über vor Freude.15 Und auch am Anfang der Berufung Mariens steht - als ein Wort, das Frieden schafft - das Fiat. Mir geschehe, wie du es gesagt hast.16 »Marias Geschichte beginnt damit, daß sie Du sagt. Schon damals in Nazaret hat sie jenen Satz gesprochen, den uns dann der Herr selbst zu beten gelehrt hat: Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.«17 Bei der Hochzeit zu Kana spricht sie zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut (Job 2,5). »= 17 Bei der Hochzeit zu Kana spricht sie zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut (Joh 2,5). Es ist das letzte Wort Marias, das uns im Evangelium überliefert ist und das deshalb in besonderer Weise in alle Zeiten hineinklingt. Es ist ein prophetisches Wort, prophetisch nicht im Sinne von Weissagungen und Enthüllungen, sondern im Sinn der Worte der großen Propheten, durch die Gott die Menschen mahnt, seinen Willen zu tun.«18

R.Guardini, Vorschule des Betens, Mainz 1986, S.71. - 4,2-3. - Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.105. - R.Guardini, Vorschule des Betens, Mainz 1986, S.130. - 55,8. - 4,34. - 5,30. - 22,42. - 7,21. - 12,50. - R.Guardini, Vorschule des Betens, Mainz 1986, S.130. - J.Escrivá, , Nr.762. - Theresia von Avila, in: Wege zum Gebet. Eine Textauswahl, Einsiedeln 1985, S.173. - J.Escrivá, Der Kreuzweg, VII,3. - 7,4. - 1,38. - Johannes Paul II., Ansprache in Kevelaer, 2.5.1987. - Reinhard Lettmann, Was er euch sagt, das tut, Kevelaer 1988, S.37.

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