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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
28. WOCHE - DONNERSTAG

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AUSERWÄHLT VON EWIGKEIT HER

Gott ruft jeden bei seinem Namen.
Die Berufung: Licht, Antwort, Kraft.
Beharrlichkeit: Gnade und Mitwirken.

I. Vom Gefängnis aus schreibt der Apostel Paulus an die Epheser. Obwohl einsam und verlassen, dankt er überschwenglich für all die Gaben, die Gott ihm geschenkt hat, und besonders für die Gabe der Berufung. Er sieht sie als ein Auserwähltsein von Ewigkeit her, durch das der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus jeden zur Gemeinschaft mit ihm und zur Ausbreitung seines Reiches auf Erden ruft. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.1

»Die hohe Berufung des Menschen« beruht darauf, heißt es in der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute, »daß etwas wie ein göttlicher Same in ihn eingesenkt ist.«2 Berufung ist »ein von Ewigkeit her zugedachtes und erteiltes Geschenk Gottes an den Menschen. Gott will für diesen konkreten Menschen einen bestimmten Weg des Warum und Wozu seines Lebens im Geflecht der geschichtlichen Ereignisse und Erfahrungen, die im Licht der Gnade gerade als Zeichen erkannt werden.«3 Wir sind also nicht Kinder eines blinden Schicksals, sondern der väterlichen Vorsehung Gottes, der uns durch die Salbung der Taufe Anteil gibt an seinem Leben: Gott aber, der uns und euch in der Treue zu Christusfesligt und der uns alle gesalbt hat, er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt und als ersten Anteil (am verheißenen Heil) den Geist in unser Herz gegeben hat.4

Innerhalb der grundlegenden Gleichheit der Berufung zur Heiligkeit und zum Apostolat erhält der Ruf Gottes verschiedene Aussprägungen, die die Situation des einzelnen konkretisieren. Die meisten ruft er zu einem Leben inmitten der Welt, damit sie das Irdische von innen her gestalten und auf ihn hin ausrichten. Von anderen - wenigen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Getauften - erwartet er die Abkehr von der Welt als öffentliches Zeugnis gottgeweihter Menschen. Der Herr läßt uns Schritt für Schritt, eindringlich, sanft und differenziert seinen Willen, unseren ganz persönlichen Weg zu ihm, erkennen. Im Apostolischen Schreiben »Christifideles laici« sagt Papst Johannes Paul II.: »Gott hat von Ewigkeit her an uns gedacht und uns als unwiederholbare, einmalige Menschen geliebt. Er hat einen jeden von uns bei seinem Namen gerufen, wie der gute Hirt, der >die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen< ruft (Joh 10,3). Aber der ewige Plan Gottes enthüllt sich einem jeden von uns erst im geschichtlichen Ablauf unseres Lebens und seiner Ereignisse nur schrittweise, in einem gewissen Sinn Tag für Tag.

Die Erkenntnis des konkreten Willens des Herrn über unser Leben erfordert aufmerksames, gehorsames und bereites Hören auf das Wort Gottes und der Kirche, kindliches und ständiges Beten, Rückhalt in einer weisen und liebevollen geistlichen Führung, gläubige Deutung der empfangenen Gaben und Talente und zugleich der verschiedenen sozialen und historischen Situationen, in denen man steht.«5

Wenn wir treu sind und hellhörig für die Eingebungen des Heiligen Geistes, entdecken wir in jeder Situation unseres Lebens die gottgemäße Antwort.

II. Die Berufung ist eine unermeßlich wertvolle Gabe Gottes, für die wir ihm stets danken sollen. Sie gleicht einem Licht, das den Weg erleuchtet und uns die Menschen, die Arbeit, die Umstände des Lebens in ihm sehen läßt. Ohne dieses Licht, ohne die klare Einsicht, daß es einen Willen Gottes für uns gibt, wären wir unseren Launen und dem Auf und Ab der Ereignisse blind ausgeliefert. Die Berufung ist der Bezugspunkt, der uns die verschiedenen Situationen unseres Lebens zu verstehen und einzuordnen ermöglicht. Wir sehen dann, wer Gott ist, wer wir sind und wie wir unsere Aufgaben in der Welt auf Gott hin ausrichten können. Aber der Ruf Gottes erleuchtet nicht nur; er stärkt uns nicht minder, damit wir den erkannten Weg auch gehen können.

Wenn der Ruf Gottes etwas Persönliches ist - er ruft uns beim Namen -, dann gilt es, persönlich zu antworten und in einen lebendigen Austausch mit ihm zu treten. Unser Leben kreist dann um Christus als Mitte unseres Seins, und alles bewegt sich in seinem göttlichen Kraftfeld: unsere täglichen Beschäftigungen - zu Hause oder am Arbeitsplatz - sind dann nicht mehr farblos-langweilig; in unseren Mitmenschen sehen wir geliebte Gotteskinder und Brüder und Schwestern mit einer unantastbaren Würde.

Wie aber erkennen wir, was Gott von uns will? Sein Wille kann sich wie für Paulus auf seinem Weg nach Damaskus urplötzlich und in gleißendem Licht zeigen. Er kann aber auch, wie beim heiligen Josef, schrittweise und verborgen im Alltag sichtbar werden. »Es geht aber nicht darum, lediglich zu , was Gott von uns, von jedem einzelnen in den verschiedenen Situationen des Lebens will. Es geht darum, das, was Gott will, zu . Daran erinnert uns das Wort Marias, der Mutter, an die Diener in Kana: >Was er euch sagt, das tut< ( 2,5). Wir müssen fähig und immer fähiger werden, nach dem Willen Gottes zu handeln. (...) Diese wunderbare und zugleich anspruchsvolle Aufgabe erwartet ausnahmslos alle Laien, alle Christen. Sie sollen die Reichtümer des Glaubens und der Taufe immer mehr erkennen und in der wachsenden Fülle leben.«6 Dies Tag für Tag, mit Augen für das Große, das sich im Kleinen verbirgt, und im Gespür für die vielfachen Hilfen, die der Herr uns schenkt.

III. Elegit nos in ipso ante mundi constitutionem ... Schon vor Bestehen der Welt hat der Herr uns auserwählt und unsere Sendung in seiner Schöpfung bestimmt. Der Grund unserer Hoffnung auf die Beharrlichkeit bis ans Ende unseres Weges ist die Treue Gottes - er nimmt seinen Ruf und seine Gnade nicht zurück. Der heilige Franz von Sales schreibt: »Wie eine liebevolle Mutter, die ihr kleines Kind führt, ihm hilft und es stützt, wo es notwendig ist, es auf ungefährlichem und ebenem Weg ein paar Schritte allein tun läßt, es bald an der Hand faßt, dann wieder es trägt - so sorgt der Herr ständig für seine Kinder, nämlich für jene, die in der Liebe leben. Durch den Mund des Propheten Isaias (41,13) spricht er: >Ich bin der Herr, dein Gott, der deine Rechte erfaßt, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich bin dein Helfer.< Deshalb sollen wir guten Mutes sein und fest auf Gott und seine Hilfe vertrauen. Denn wenn wir uns der Gnade nicht verschließen, wird er das gute Werk, das er in uns begonnen - unser Heil - vollenden, er, der das Wollen und das Vollbringen gibt.«7

Der heilige und erfahrene Seelenführer fährt dann fort: »Die Beharrlichkeit ist die kostbarste Gabe, die wir in diesem Leben erhoffen dürfen, und wir können sie nur von Gott empfangen. Deshalb sollen wir ihn unablässig darum bitten und uns der Mittel bedienen, die er dafür bestimmt hat: Gebet, Fasten, Almosengeben, Empfang der heiligen Sakramente, Umgang mit guten Menschen, Anhören und Lesen des Wortes Gottes und frommer Bücher.«8

Annahme der Berufung - Berufung zur Heiligkeit - bedeutet Annahme der mit ihr verbundenen Sendung: Berufung zum Apostolat, zum Zeugnis. Für die meisten von uns verwirklicht sie sich in der Welt, sie ist der gottgewollte Ort unserer Bewährung in der Liebe zu Gott und zu den Menschen. Im Ereignis der Berufung jedes einzelnen läßt Christus »den Widerschein seines Lichtes auf die ganze Welt fallen, vor allem durch die Heilung und Hebung der menschlichen Personwürde, durch die Festigung des menschlichen Gemeinschaftsgefüges, durch die Erfüllung des alltäglichen menschlichen Schaffens mit tieferer Sinnhaftigkeit und Bedeutung.«8

Bitten wir Maria, unsere Mutter, um die Gnade der Beharrlichkeit auf dem Weg, den der Herr uns gezeigt hat, und ebenso um die Gnade einer tagtäglichen Treue im Großen wie im Kleinen, im Schwierigen wie im Leichten.

1,4-6. - II.Vat.Konz., Konst. Gaudium et spes, 3. - P.Rodriguez, Die Welt als sittliche Aufgabe, in: Die Person im Anspruch sittlicher Normen, St.Augustin 1981, S.94. - 1,21-22. - Johannes Paul II., Apost.Schreiben Christifideles laici, 30.12.88, 58. - ebd. - Franz von Sales, Über die Gottesliebe, III,4. - ebd. - Johannes Paul II., Enz. Redemptor hominis, 40.

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