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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
26. WOCHE - FREITAG

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VERHŽRTET NICHT EUER HERZ

Das Heute Gottes und unser Heute in Einklang bringen.
Askese im Alltag.
Freiwilliges Suchen nach kleinen Überwindungen.

I. Die Uferregion des Sees Genesaret, den die Einheimischen »das Auge Gottes= nannten, geh”rte zur Zeit Jesu zu den dichtest besiedelten Gebieten des ganzen Landes, denn der Fischreichtum des Sees, der im Altertum berhmt war, sicherte der Bev”lkerung Nahrung und Einkommen.1 Viele ergreifende Begebenheiten im Leben des Herrn - fredige wie betrübliche - haben sich hier zugetragen. Im heutigen Evangelium hören wir die Klage: Weh dir, Chorazin! Weh Dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche Buße getan. (...) Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen. Der Herr hatte den Samen reichlich ausgestreut, doch er brachte nur karge Frucht: der Boden - die Herzen der Menschen - war zu steinig.

Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht euer Herz, heißt es in der Liturgie vom Tage. Gott spricht zu allen Menschen aller Zeiten. Sein Heute vergeht nicht mit dem Lauf der Zeit, es dauert durch die Jahrhunderte fort und erreicht jeden Menschen in seinem eigenen Heute, in seiner Lebenszeit. Was gäbe es wichtigeres, als das Heute Gottes und unser Heute in Einklang zu bringen? Das Gegenteil ist, wie in der Heiligen Schrift oft erwähnt, jene Härte und Verstocktheit des Herzens, die der Herr im heutigen Evangelium beklagt. Manche Widerstände gegen den Glauben haben ihren Ursprung nicht in der Theorie, im Denken, sondern in der fehlenden Bereitschaft des Willens, falsche Verhaltensweisen und Lebenshaltungen aufzugeben. Deshalb ist es so wichtig, durch Askese den Willen für die Anregungen Gottes empfänglich zu machen. »Umkehr und Erneuerung unseres Lebens sind uns das ganze Jahr über aufgetragen. Sie müssen unseren Alltag prägen in Ehe und Familie, in Arbeit und Freizeit, in Gesundheit und Krankheit. Daran erinnert das ganze Jahr hindurch der Bußcharakter des Freitags. Das Freitagsopfer - als Enthaltung von Fleischspeisen oder als Verzicht in anderen Formen - kennzeichnet allwöchentlich für uns Katholiken den Tag, an dem unser Erlöser gestorben ist, und bereitet uns vor auf den Sonntag, den die Kirche seit den ältesten Zeiten als den Tag der Auferstehung heiliggehalten hat.«5

Die gewollte Entsagung, wie sie die christliche Spiritualität versteht, verhindert, daß das Herz sich verhärtet. Wir bereiten so den Boden für das Wirken Gottes in der Seele nach der Art des Bauern vor, der das Unkraut - Neid, Selbstsucht, geistliche Trägheit - ausjätet.

Tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist, schreibt Paulus an die Galater. Als Begründung gibt er an: denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt Die Askese, die in der Abtötung konkret wird, hat nur einen negativen Klang. In der Tat regeneriert sie die Seele, bereitet sie für den Empfang göttlicher Anregungen und Eingebungen vor und öffnet sie für Christi Leiden, das er als Sühne für unsere Sünden auf sich lud. Außerdem läßt sie uns - gebend wie nehmend - die Kraft der Gemeinschaft der Heiligen spüren.

Askese und Abtötung sind ein integraler Bestandteil des menschlichen Lebens. Überall finden sich Gelegenheiten dazu, angefangen bei den täglichen Widrigkeiten. Meistens handelt es sich dabei um kleine Dinge: eine Erkältung, die unsere Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, Unannehmlichkeiten im großstädtischen Verkehr, der schwierige Charakter eines Mitarbeiters. Das »Ich kann doch nichts dafür« mag ein erster Versuch sein, damit fertig zu werden. Doch oft bleiben Ärger und Mißmut zurück. Besinnen wir uns jedoch auf unsere Gotteskindschaft, dann wird es möglich, gefaßt und beherrscht auf solche Bagatellen zu reagieren, weil wir Gelegenheiten darin sehen, uns dem Herrn zu nähern. Wer sich darin einübt, gewinnt an innerer Freiheit, Freude und Gelassenheit. Umgekehrt ist das gereizte Reagieren auf solche Unannehmlichkeiten nicht selten Ursache für Unmut und Verdrossenheit. Wie oft müssen wir beim Zurückblicken auf den verlaufenen Tag feststellen, daß er ganz von einer mißmutigen Stimmung geprägt war. Fragen wir uns dann, wieso finden wir meistens nichts als Lappalien, eine Häufung von Winzigkeiten, die wir nicht auf Gott hin anzugehen vermochten. Vielleicht gelingt es uns, für den nächsten Tag daraus zu lernen und schon jetzt die kleinen Mißlichkeiten von morgen sportlich als das anzunehmen, was sie sind: leise Erinnerungen an das Kreuz und Gelegenheiten, uns zu überwinden.

III. Ein weiteres Feld der täglichen Abtötung sind unsere Pflichten. In ihnen wird Tag für Tag der Wille Gottes für uns greifbar konkret. Sie bilden den Stoff unserer Heiligkeit im Heute. Josemaría Escrivá schreibt an seine geistlichen Kinder Worte, die für jeden Christen gelten: »Wir werden nicht heilig sein, wenn wir uns nicht mit Christus am Kreuz vereinigen: es gibt keine Heiligkeit ohne Kreuz, ohne Abtötung. Am ehesten werden wir diese Abtötung in den normalen täglichen Angelegenheiten finden: in der angespannten Arbeit, die wir ausdauernd und ordentlich tun; weil wir wissen, daß der echte Opfergeist sich in der Beharrlichkeit zeigt, die begonnene Arbeit so vollkommen wie möglich zu vollenden; in der Pünktlichkeit, mit der wir den Tag über die >heroischen Minuten< meistern; in der Pflege der Gegenstände, die wir besitzen und benutzen; in dem Eifer zu dienen, der uns die kleinsten Pflichten mit Gewissenhaftigkeit erfüllen läßt; und in den winzigen Liebesbeweisen, mit denen wir den Weg der Heiligkeit in der Welt für alle liebenswert machen; ein Lächeln kann manchmal der schönste Beweis unseres Bußgeistes sein (...). Nicht den Geist der Sühne, meine Kinder, hat dagegen derjenige, der einige Tage lang große Opfer auf sich nimmt, aber es ansonsten unterläßt, sich zu überwinden. Der besitzt den Geist der Buße, der sich jeden Tag selbst zu besiegen vermag und der dem Herrn, ohne Getue, die tausend kleinen Dinge darbringt.«8

Die Annahme der kleinen Alltagsplagen und das Bemühen um eine gute Erfüllung unserer Pflichten sind die Chancen, die der Alltag uns für die Askese vorgibt. Wir können uns verweigern; wir können aber auch großzügig antworten, etwa indem wir bewußt nach kleinen Überwindungen suchen.

Wir wollen Gott näherkommen, im Gebet ergebener sein, in der Familie herzlicher, bei der Arbeit wirksamer, den Freunden gegenüber hilfsbereiter. Das alles geht kaum ohne einen erfinderischen Geist. Er kann uns helfen, eine feste Zeit für unser Beten vorzusehen, auch wenn uns Disziplin vielleicht wenig liegt; uns anzubieten, diese oder jene häusliche Verrichtung, die uns gegen den Strich geht, zu übernehmen; gleich zu Beginn unserer Arbeit diejenige Aufgabe anzupacken, die wir, weil sie so schwierig ist, gern einem anderen zugeschoben hätten; oder dem geplagten Freund zu sagen, daß wir ihm gern bei der Gartenarbeit helfen. Das alles ist dann ein Gewinn für uns und für die anderen. Und nicht zuletzt eine leise Werbung für eine freundlichere Sicht der oft so mißverstandenen »Abtötung«.

vgl. G.Kroll, Auf den Spuren Jesu, Stuttgart 1988, S.203. - 10,13.15. - Ruf vor dem Evangelium, vgl. , 7d.8a. - vgl. 4,21; 9,18. - Die deutschen Bischöfe, Kirchliche Bußpraxis. - 3,5. - 3,9. - J.Escrivá, Brief 24.3.1930, vgl. P.Berglar, Opus Dei - Leben und Werk des Gründers Josemaría Escrivá, Köln 1992, S.90-91.

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