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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
26. WOCHE - DONNERSTAG

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DIE ERNTE IST GROSS

Als Gesandte Christi in der Welt von heute.
Apostelsein heißt zuallererst, Freund Gottes sein.
Freudiges Zeugnis.

I. Nahe bei Jesus und den Zwölf finden wir einen weiten Kreis von Menschen, die auch zu den Jüngern des Herrn zählen. Aus der Apostelgeschichte wissen wir, daß einige - wie Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias - von der Johannestaufe bis zu seiner Himmelfahrt bei Jesus waren. Diese Jünger gehören nicht zum engeren Kreis der Apostel, doch auch sie stehen dem Herrn zur Verfügung, anders als die Menge, die sich immer wieder um ihn schart und dann weggeht. Das heutige Evangelium stellt uns den Jüngerkreis vor: Da suchte der Herrr zweiundsiebzig andere Jünger aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.3

Diese Sendung wiederholt sich im Laufe der Geschichte. Zu jeder Zeit sendet der Herr seine Jünger mit dem Auftrag aus, ihm den Weg in die Herzen der Menschen zu bereiten und Arbeiter für die große Ernte zu suchen. Wohin sandte er sie? In die Welt von damals - uns in die Welt von heute, die Johannes Paul II. mit folgenden Worten charakterisiert: »Ganze Länder und Nationen, in denen früher Religion und christliches Leben blühten und lebendige glaubende Gemeinschaften zu schaffen vermochten, machen nun harte Proben durch und werden zuweilen durch die fortschreitende Verbreitung des Indifferentismus, Säkularismus und Atheismus entscheidend geprägt. Es geht dabei vor allem um Länder und Nationen der sogenannten Ersten Welt, in der der Wohlstand und der Konsumismus, wenn auch von Situationen furchtbarer Armut und Not begleitet, dazu inspirieren und veranlassen, so zu leben, >als wenn es Gott nicht gäbe<. Die religiöse Indifferenz und die fast inexistente religiöse Praxis, auch angesichts schwerer Probleme der menschlichen Existenz, sind nicht weniger besorgniserregend und zersetzend als der ausdrückliche Atheismus. Auch wenn der christliche Glaube in einigen seiner traditionellen und ritualistischen Ausdrucksformen noch erhalten ist, wird er mehr und mehr aus den bedeutsamen Momenten des Lebens wie Geburt, Leid und Tod ausgeschlossen. Daraus ergeben sich gewaltige Rätsel und Fragestellungen, die unbeantwortet bleiben und den modernen Menschen vor trostlose Enttäuschungen stellen.«4

Wir denken an die Christen in den Anfangszeiten der Kirche. Sie lebten in einer Gesellschaft, die von provokativem Wohlstand und bitterer Armut geprägt war, von Reichtum und Sklaverei, von kollektiver Religiosität und einer vagen individuellen Sehnsucht nach Heil. Die junge Kirche besaß nicht nur die Kraft, sich gegen heidnische Ansteckung abzuschirmen. Sie verwandelte nach und nach die Gesellschaft: »Das Christentum sickert durch, es breitet sich im Bereich der Familie, der Arbeit und des persönlichen Umgangs aus (...). Erstaunlich an den Christen des 2. Jahrhunderts ist ihre Präsenz. Im Leben der Menschen, in den Läden und Werkstätten, in den Lagern und auf den öffentlichen Plätzen. Sie nehmen am wirtschaftlichen und sozialen Leben teil, sie sind in den Alltag verwoben und leben wie jedermann (...). In diesem Miteinander des gemeinsamen Lebens bereiten sich die Bekehrungen vor.«5

Bittet also den Herrn der Ernte ..., sagt Christus zu seinen Jüngern. »Der Klageruf des Gottessohnes trifft ins Herz, er bleibt immer aktuell: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter!

Dieses Wort aus dem Munde Christi gilt auch dir! Wie hast du bis jetzt geantwortet: betest du zumindest dafür, daß der Herr Arbeiter in seine Ernte sende? Jeden Tag?«6

II. Gregor der Große kommentiert die Worte des Herrn: »Für die große Ernte gibt es nur wenige Arbeiter, wir können es nur mit tiefer Trauer sagen. Es gibt genügend Menschen, die hören wollen, aber es fehlen die, die reden wollen«7 Der Herr sendet immer wieder Menschen, die seine Zeugen sein sollen. Aber zuerst sorgt er dafür, daß die Gesandten ihn gut kennen, ihm nahestehen. Die Hauptträger der Sendung - die Apostel - erfuhren von ihm die ganze Tiefe seiner Liebe. Der Herr lehrte = 7 Der Herr sendet immer wieder Menschen, die seine Zeugen sein sollen. Aber zuerst sorgt er dafr, daá die Gesandten ihn gut kennen, ihm nahestehen. Die Haupttr„ger der Sendung - die Apostel - erfuhren von ihm die ganze Tiefe seiner Liebe. Der Herr lehrtesie den Vater kennen, offenbarte ihnen seine Liebe: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Dann teilte er ihnen diese Liebe mit: Ich habe euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.8 Und dann erteilte er ihnen den Auftrag: Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, daß ihr euch aufmacht und Frucht bringt.9 Auf einer anderen Ebene ist dies bei jedem der Fall, der Zeugnis für Christus gibt: er trägt zu den Menschen die Liebe, die Christus ihm geschenkt hat. Eben dies ist das apostolische Wirken eines Christen: »die Liebe Gottes allen Menschen und Völkern zu verkünden und mitzuteilen.«10

Apostelsein heißt zuerst, Freund Gottes sein. Dann kann man den Menschen Zeugnis von dieser Freundschaft geben. Gerade heute, da vielerorts Mißtrauen, Aggresivität oder Gleichgültigkeit die Atmosphäre prägen, mag dies fast unerreichbar erscheinen. Wenn wir jedoch zuallererst den Umgang mit Christus suchen, der uns seine Freunde nennt, kann es uns sehr wohl gelingen, den Menschen um uns so zu begegnen, daß sich allmählich Vertrauen und Offenheit einstellen. Natürlich wird das auch einmal so gut wie unmöglich sein, aber auch dann können wir loyal reagieren: indem wir nicht nachtragen, nicht hinterrücks kritisieren. Es wird vielleicht einige erstaunen, vielleicht auch nachdenklich stimmen: Wieso kann er das?

Natürlich können wir Spannungen, Konflikten und Auseinandersetzungen nicht immer aus dem Wege gehen, ja, es kann sogar ein Gebot der Gerechtigkeit sein, unsere Meinung klar heraus zu sagen. Aber gerade hier, wenn wir unseren Standpunkt weder aggressiv noch ironisch noch gekränkt vortragen, wird das Eigentümliche unseres Zeugnisses spürbar.

III. Das Zeugnis der Liebe und der menschlichen Verbundenheit wird durch die Freude gestützt. Thomas von Aquin schreibt: »Der Liebe zu Gott folgt notwendig die Freude. In der Tat, wer liebt, erfreut sich der Gegenwart des Freundes. Nun hat die Liebe den, den sie liebt, nämlich Gott, immer gegenwärtig.«11

Die Freude, die der Herr seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl verheißen hat12, soll unser Zeugnis prägen. »Für einen Christen ist die Freude selbstverständlich, weil sie wesentliche Eigenschaft der wesentlichsten Tugend des Christentums ist, nämlich der Liebe. Zwischen Christenleben und Freude besteht ein notwendiger Wesenszusammenhang. Von da aus versteht man Claudels Wort in bezug auf die Christen: (...) >Lehre sie, daß sie keine andere Pflicht auf der Welt haben als die Freude<.«l3

Mit einem langen Gesicht und Wehleidigkeit hätten die Urchristen ihre Umwelt nicht verändert. Hinter ihrer Botschaft stand die frohmachende Erfahrung, Jesus, dem Erlöser, nahe zu sein. »Wo Jesus in die Nähe kommt, da entsteht Freude. Lukas, der Evangelist, der sein Evangelium und die Apostelgeschichte so bedachtsam komponiert hat, hat diesen Faden nicht aus dem Auge verloren. Der letzte Satz des Evangeliums sagt uns nämlich: Als die Jünger den Herrn hatten auffahren sehen, da gingen sie weg, das Herz voll Freude (Lk 24,52) (...). Rein menschlich würden wir erwarten: voll Verwirrung. Nein, wer den Herrn nicht nur von außen gesehen hat, wer sich sein Herz von ihm berühren ließ, wer den Gekreuzigten angenommen hat und, eben weil er den Gekreuzigten angenommen hat, die Gnade der Auferstehung kennt, der muß voller Freude sein.«14

Unser Zeugnis kommt aus dem Inneren, aus der Nähe zu Christus. Aber die Welt, der es gilt, steht draußen. Sie erreichen wir durch unsere Worte und unser Tun. »Dies ist der erste Schritt, damit andere sich den Wegen Christi nähern: daß sie dich froh, glücklich und sicher auf deinem Weg zu Gott sehen.«15

Wenden wir uns zum Schluß unserer Betrachtung an Maria, die wir in der Lauretanischen Litanei als »Ursache unserer Freude« anrufen, weil sie uns den Erlöser geboren hat, der die Angst in der Freude aufhob.

vgl. 2,15. - vgl. 1,23. - 10,1-2. - Johannes Paul II., Enz. Christifideles laici, 34. - A.Hamman, Die ersten Christen, Stuttgart 1985, S.72. - J.Escrivá, Im Feuer der Schmiede, Nr.906. - Gregor der Große, Homilien über die Evangelien, 17,3. - 15,9.15. - 15,16. - II.Vat.Konz., Dekret , 10. - Thomas von Aquin, Summa Theologica I-II,q.70,a.3. - vgl. 16,22. - P.A.Reggio, Vergiß die Freude nicht, Freiburg 1959, S.28. - J.Kard.Ratzinger, Diener eurer Freude, Freiburg 1988, S.48-49. - J.Escrivá, Im Feuer der Schmiede, Nr.858.

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